Tarifbindung – was ist das eigentlich?
So viel mehr ist mit Tarifvertrag drin
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Das bringt dir ein Tarifvertrag
Beschäftigte in einem tarifgebundenen Betrieb bekommen im Durchschnitt 24 % mehr Geld. Es finden regelmäßig Tarifrunden statt, bei denen die Gewerkschaft gemeinsam mit den Beschäftigten höhere Entgelte durchsetzt. Tarifverträge sorgen aber nicht nur für angemessene Einkommen. Sie geben klare Regeln bei den Arbeitsbedingungen vor und stärken die Rechtsposition der Beschäftigten.
So gibt es mit Tarifvertrag in der Regel 30 Tage Urlaub. Bei besonderen Ereignissen wie Hochzeit, Geburt der Kinder, aber auch bei Trauerfällen in der engen Familie, stehen Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen vereinbarte Freistellungstage zu, ohne dass ihnen das Entgelt gekürzt wird.
Die Arbeitszeiten in tarifgebundenen Betrieben sind geregelt, in der Regel ist die wöchentliche Arbeitszeit in Betrieben mit Tarifvertrag kürzer. Wenn im Betrieb viel zu tun ist, gibt es für Mehrarbeit einen Zuschlag. Auch für Schichtarbeit oder Arbeit an Feiertagen gibt es Zuschläge.
Tarifverträge bieten Vorteile für Jung und Alt: Auszubildende haben in der Regel Anspruch auf die Übernahme in ein Arbeitsverhältnis. Wer sich weiterbilden möchte, kann die Möglichkeiten von Qualifizierungstarifverträgen nutzen, und wer früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden möchte, kann Altersteilzeit in Anspruch nehmen.
So funktioniert ein Tarifvertrag
- Tarifverträge regeln die Arbeitsbedingungen für eine Vielzahl von Beschäftigten.
- Sie werden zwischen einem Unternehmen oder einem Arbeitgeberverband und einer Gewerkschaft abgeschlossen.
- Um einen Betrieb in die Tarifbindung zu führen, braucht es viele überzeugte Mitstreiter. Eine Gewerkschaft ist nur demokratisch legitimiert, wenn sie für die Mehrheit der Belegschaft verhandelt.
- Notfalls ist bei den Verhandlungen auch Druck auf den Arbeitgeber nötig, um einen Tarifvertrag zu bekommen. Dazu müssen die Beschäftigten in einem Betrieb handlungsfähig sein.
- Das Wichtigste: Anspruch auf tarifvertragliche Leistungen haben nur Gewerkschaftsmitglieder. Die erste Voraussetzung ist also die Mitgliedschaft in der IG Metall.
Der Weg zum Tarifvertrag
Ein tarifloser Zustand muss kein Dauerzustand bleiben. Die Beschäftigten haben es selbst in der Hand, die ungerechte Situation zu ändern. Wir empfehlen deshalb: Kontakt mit der IG Metall aufnehmen und einen Gesprächstermin vereinbaren. Die IG Metall hilft dabei, das Thema Tarifvertrag im Betrieb anzugehen.
Der zweite Schritt: Gewerkschaftsmitglied werden und weitere Mitglieder gewinnen. Denn für das Aushandeln von Tarifverträgen braucht die IG Metall ein „Mandat“, sie kann nur für ihre Mitglieder verhandeln. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Unterstützer, umso besser. Je mehr Beschäftigte sich für einen Tarifvertrag einsetzen und die IG Metall dabei unterstützen, desto größer ist die Chance, einen guten Tarifvertrag durchzusetzen.
Tarifverträge entstehen demokratisch. Die Beschäftigten im Unternehmen entscheiden gemeinsam mit der IG Metall, welche Themen sie mit einem Tarifvertrag regeln wollen. Ist die Entscheidung gefallen, kommt die Tarifkommission ins Spiel. Sie wird von den IG Metall-Mitgliedern im Betrieb gewählt, beschließt die Forderung und gestaltet den Prozess der Verhandlungen. Die Mitglieder der Tarifkommission bilden auch die Verhandlungskommission, die mit dem Arbeitgeber den Tarifvertrag aushandelt.
Nicht immer stehen Arbeitgeber Tarifverträgen zustimmend gegenüber. Manchmal müssen Chefs von der guten Sache überzeugt werden. Deshalb sind Beschäftigte gut beraten, sich auf Gegenwind einzustellen und zu prüfen: Sind wir schon stark genug? Belegschaften sollten in der Lage sein, gegebenenfalls mit Aktionen und Warnstreiks Druck aufzubauen, um der Geschäftsleitung zu signalisieren, dass sie es mit ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag ernst meinen.
Im fünften Schritt erfolgen die Tarifverhandlungen. Bei einem Firmentarifvertrag verhandeln IG Metall und ihre Verhandlungskommission direkt mit dem Arbeitgeber.
Kommt ein Ergebnis zustande und die Tarifkommission hat diesem zugestimmt, steht am Ende der Tarifvertrag. Kommt kein Ergebnis zustande, müssen die Arbeitnehmer oftmals mit Aktionen oder Warnstreiks ihren Arbeitgeber zu einem (besseren) Angebot bewegen. Letztlich führt auch dieser beschwerlichere Weg zu einem Verhandlungsergebnis und die Beschäftigten bekommen ihren Tarifvertrag.
Die neue Tarifkampagne – Making of
Was Flamingo und Candle-Light-Dinner mit Tarif zu tun haben
Die neue Tarifkampagne übersetzt das Thema Tarifbindung in den Alltag: Wer 45 Jahre in einem tarifgebundenen Betrieb der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg arbeitet, hat gegenüber einem nicht-tarifgebundenen Beschäftigten rechnerisch Anspruch auf 270 zusätzliche Urlaubstage. In der gleichen Zeit hat der Tarifbeschäftigte statistisch 6107 Stunden weniger gearbeitet als sein Kollege ohne Tarifvertrag – und dabei zugleich über eine halbe Million Euro mehr verdient (Annahme: 48.000 Euro Jahresgehalt).
Klingt beeindruckend, vor allem, wenn man bedenkt, was sich mit dem zusätzlichen Geld und der zusätzlichen freien Zeit alles anstellen lässt. Das ist die Grundidee der Kampagne: Beschäftigte sollen auf den ersten Blick erkennen, welchen Vorteil ihnen eine Tarifbindung bringt. Und zwar auf möglichst witzige Art und Weise, deshalb haben wir die zusätzliche Freizeit aufgrund einer geringeren wöchentlichen Arbeitszeit zum Beispiel in „6107 Stunden mehr Dinner“ übersetzt. Oder den höheren Urlaubsanspruch eines Tarifbeschäftigten in „270 Tage mehr Pool“. Die Konzeption stammt von der Stuttgarter Werbeagentur deepr, geworben wird in der Öffentlichkeit z.B. auf Großflächen und Postkarten ebenso wie im Internet und den sozialen Medien.
Die Rechenbeispiele sollen verbunden mit den entsprechenden Motiven neugierig machen, nachdenklich stimmen und – hoffentlich – viele Menschen dazu motivieren, sich im eigenen Betrieb für eine Tarifbindung einzusetzen. Apropos Motive: Auf den Postkarten und Screenshots sind keine Models, sondern „echte“ Metallerinnen und Metaller zu sehen. Sie haben entweder bereits erfolgreich für eine Tarifbindung in ihrem Betrieb gekämpft oder befinden sich derzeit in der Auseinandersetzung darum. Die entsprechenden Geschichten können unter Tarifhelden nachgelesen werden.